Die Herstellung von eigenem Cider (Apfelwein) ist ein lohnendes Projekt, das mit relativ einfachen Mitteln durchgefĂŒhrt werden kann. Dieser Beitrag fĂŒhrt Sie Schritt fĂŒr Schritt durch den Prozess, von der Saftgewinnung bis zur fertigen AbfĂŒllung.


 

Benötigte Materialien und Zutaten

FĂŒr die Produktion von etwa 10 Litern Cider benötigen Sie:

  • Rohmaterial: 20 bis 25 kg Äpfel. Eine Mischung der Apfelsorten hat sich bei mir immer als recht gut herausgestellt. NatĂŒrlich kann man auch schon fertigen Apfelsaft kaufen, aber dann kann man ja auch direkt fertigen Cider nehmen. 

Der Prozess in vier Schritten

1. Saft pressen

  1. Äpfel vorbereiten: Waschen Sie die Äpfel und entfernen Sie faulige Stellen oder Stiele.

  2. Saft pressen: Zerkleinern Sie die Äpfel und pressen Sie diese mithilfe einer Obstpresse zu Saft. Alternativ nutzen Sie den Service einer lokalen Mosterei.

  3. Erhitzen: Erhitze den Saft in einem Topf auf mindestens 80 % 

  4. EinfĂŒllen: FĂŒllen Sie den Saft in den GĂ€rbehĂ€lter. Lassen Sie dabei oben ausreichend Platz (etwa 15–20 %), da sich wĂ€hrend der GĂ€rung Schaum bildet.

2. Ansatz und HauptgÀrung

  1. Zucker und Hefe: Messen Sie den anfĂ€nglichen Zuckergehalt des Saftes mit der Mostwaage. Da ich keine Mostwaage besitze, mache ich das eher nach GefĂŒhl, der Saft sollte so sĂŒĂŸ sein, dass man nicht mehr als ein Glas trinken kann. Falls ein höherer Alkoholgehalt gewĂŒnscht ist, kann nun die entsprechende Menge Zucker hinzugefĂŒgt und vollstĂ€ndig aufgelöst werden.

  2. Hefe zugeben: Aktivieren Sie die Hefe gemĂ€ĂŸ den Herstelleranweisungen (meist in etwas lauwarmem Wasser) und geben Sie diese in den Saft.

  3. GĂ€rverschluss: Verschließen Sie den BehĂ€lter mit dem GĂ€rspund. FĂŒllen Sie den Spund mit Salzwasser, Korn oder Vodka, um einen luftdichten Abschluss zu gewĂ€hrleisten, der das Entweichen von CO₂ ermöglicht, aber Sauerstoff fernhĂ€lt. Wenn du keinen GĂ€rspund, GĂ€rbehĂ€lter oder Dichtungsring fĂŒr den GĂ€rspund parat hast, zeige ich dir hier wie du dir einen selber bauen kannst.

  4. Lagerung: Stellen Sie den BehĂ€lter an einen kĂŒhlen, dunklen Ort mit einer stabilen Temperatur zwischen 15 °C und 20 °C.

Die HauptgÀrung beginnt innerhalb von 24 bis 48 Stunden, erkennbar am Aufsteigen von BlÀschen im GÀrspund, wÀhrend der Gehrung solltest du am besten den Deckel nicht öffnen.

3. Abziehen (Umschlauchen)

  1. Trub entfernen: Am Boden des BehÀlters hat sich eine dicke Schicht aus Sediment (Trub und abgestorbene Hefe) abgesetzt. Ziehen Sie den klaren Cider vorsichtig mithilfe eines Schlauchs in einen neuen, sterilisierten BehÀlter um. Achten Sie darauf, das Sediment nicht aufzuwirbeln.

  2. Reifung: Lassen Sie den Cider in diesem zweiten BehĂ€lter fĂŒr einige Wochen oder Monate reifen. Dies klĂ€rt das GetrĂ€nk weiter und verfeinert das Aroma.

4. Karbonisierung und AbfĂŒllung

  1. Ende der HauptgĂ€rung: Die HauptgĂ€rung ist abgeschlossen, sobald die BlĂ€schenbildung im GĂ€rspund stark nachlĂ€sst oder vollstĂ€ndig stoppt (ĂŒblicherweise nach 2 bis 4 Wochen)

  2. Still oder spritzig: Soll der Cider still (ohne KohlensĂ€ure) bleiben, kann er direkt in Flaschen abgefĂŒllt werden. Soll er spritzig werden, ist eine FlaschengĂ€rung erforderlich. Außerdem sollten die Flaschen vorher mit fast kochendem Wasser ausgespĂŒlt werden, um Bakterien abzutöten. 

  3. FlaschengĂ€rung (Karbonisierung): Geben Sie eine abgemessene Menge Zucker (Speiseszucker) in jede sterilisierte Flasche, bevor Sie den Cider einfĂŒllen. Die Hefe wandelt diesen Zucker in CO₂ um, das fĂŒr das Prickeln sorgt.

    KohlensĂ€uregehalt (Vol. CO₂)Zucker je 1 L Cider
    leicht perlend (1,5 Vol)≈ 5,5 g Zucker
    mittlere KohlensĂ€ure (2,0 Vol)≈ 7,5 g Zucker
    spritzig (2,5 Vol)≈ 9,5 g Zucker
    sehr spritzig / sektartig (3,0 Vol)≈ 11–12 g Zucker
  4. Flaschenwahl: Verwenden Sie ausschließlich stabile Flaschen (z.B. BĂŒgelflaschen), die dem entstehenden Überdruck standhalten. Außerdem sollten die Flaschen vorher mit fast kochendem Wasser ausgespĂŒlt werden, um Bakterien abzutöten. 

  5. Lagerung nach AbfĂŒllung: Lagern Sie die gefĂŒllten Flaschen bei Raumtemperatur (ca. 20 °C) fĂŒr etwa 1 bis 2 Wochen. Sobald das gewĂŒnschte Prickeln erreicht ist, stellen Sie die Flaschen kĂŒhl, um den GĂ€rprozess stark zu verlangsamen.

Lagerung und Servieren

Der fertige Cider sollte kĂŒhl und dunkel gelagert werden. Er schmeckt am besten gut gekĂŒhlt. Die Haltbarkeit kann bei richtiger Sterilisation und Lagerung bis zu zwei Jahre betragen, wobei die meisten hausgemachten Cider jedoch bereits frĂŒher konsumiert werden.

Hinweis: Die Herstellung von Alkohol unterliegt je nach Region und Land unterschiedlichen gesetzlichen Bestimmungen. Informieren Sie sich vor der Produktion ĂŒber die geltenden Vorschriften.


Bauanleitung fĂŒr das komplette DIY Cider-Set. Erfahren Sie, wie Sie eine kraftvolle Apfelpresse mit Wagenheber und Baueimer konstruieren, einen GĂ€rbehĂ€lter vorbereiten und einen funktionalen GĂ€rspund improvisieren. Fokus auf Materialliste und detaillierter Konstruktion der AusrĂŒstung. Perfekt fĂŒr Heimbrauer und Selbermacher.

Der Prozess startet mit dem Sammeln der sĂŒĂŸen FrĂŒchte. Sie werden gereinigt und dann zerkleinert, um den besten Saft freizugeben. Nach dem Pressen fließt der wunderbar duftende, trĂŒbe Apfelmost in die GĂ€rbehĂ€lter. Hier beginnt die eigentliche Alchemie. Die Hefezellen erwachen und starten ihre Arbeit: Sie knabbern am Zucker und hauchen dem Most Leben ein. Was als sĂŒĂŸer Saft begann, wird durch die GĂ€rung zum leicht prickelnden Apfelwein selber machen. Jeder Schluck erzĂ€hlt spĂ€ter die Geschichte dieser Jahreszeit. Es ist diese Ruhe und die Wartezeit, die Ihren handgemachten Cider so besonders machen.